Die Vision der Claudia Andujar
Heidi Specogna, Switzerland, Germany, 2023o
In her multi-layered documentary, Grimme Award winner and director Heidi Specogna unfolds a sensitive portrait of the life and work of renowned photographer Claudia Andujar. From her escape from the Holocaust to her deep connection with the Yanomami people in the Brazilian Amazon – the film takes us through formative childhood events, humanistic commitment to the rights of indigenous peoples and the fight to protect their habitat. The film team follows in the footsteps of Andujar's political and poetic photographs, explores the rainforest region, which is now more threatened than ever, and introduces a self-confident, young Yanomami generation who are making their voices heard among the population and in politics with self-made films.
Die mehrfach ausgezeichnete Schweizer Dokumentarfilmerin Heidi Specogna hat ihren unvoreingenommenen Blick seit jeher mehrheitlich auf ferne Länder wie Kolumbien, Irak, Kuba, Uruguay oder Äthiopien und die dortigen Anstrengungen für Gerechtigkeit und Menschenrechte gerichtet. Nur im ersten Moment scheint ihr neustes Werk, das Porträt der berühmten Fotografin Claudia Andujar, einen etwas anderen Weg einzuschlagen: Nachdem die gebürtige Schweizerin für namhafte Magazine wie Life oder Fortune auf der ganzen Welt gearbeitet hatte, konzentrierte sie sich ab den 70er Jahren zunehmend auf den im brasilianischen Amazonasgebiet lebenden Stamm der Yanomani, der zunächst fast keinen Kontakt mit der modernen Zivilisation hatte, dann immer mehr von ihr bedroht, heimgesucht und fast ausgerottet wurde. Die Sicht auf die eindrücklichen Fotografien, die in grosser Zahl und mit einnehmender musikalischer Begleitung gezeigt werden, machen im Film nach und nach dem politischen Kampf für die Sache der Yanomani Platz, der zugleich ein ökologischer gegen die Zerstörung des Urwaldes ist. Wenn am Schluss die Protagonistin Andujar fast aus dem Film verschwindet und vor allem junge Yanomani-Filmemacherinnen das Zepter der politisch-künstlerischen Agitation übernehmen, wirkt Die Vision der Claudia Andujar schon fast wie ein reiner AktivistInnen-Film, was untypisch für Heidi Specogna ist, aber aufgewogen wird durch zahllose Momente von grosser dokumentarischer Schönheit.
Till Brockmann