Les petites fugues

Yves Yersin, France, Switzerland, 1979o

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The old farm servant Pipel treats himself with with a moped bought with his retirement money and, for the first time, explores the wider surroundings of the farm on which he has been working for thirty years. The excursions become the first steps out of his fateful dependency. But Pipe's urge for freedom and his growing defiance also influences the lives of the other farm dwellers.

Gute vierzig Jahre nach der Premiere sollte man es nicht mehr aus der Welt reden: Ein paar Längen gibt es schon in diesen 145 Minuten sanfter Subordination auf einem westschweizer Bauernhof. Doch Yves Yersins ethnografischer Blick, der die Poesie, den Mief und das Kuriose am Landleben so unbestechlich wie mitfühlend verzeichnet, stellt auch ein bleibende Qualität dar, und in den besten Momenten, etwa bei Pipes verpasster Kurve während der esten Mofafahrt, kommen Komik und Tragik unwiderstehlich zusammen. Noch immer bestechend zudem die sanft-subversive Lust des Films, der den jungen italienischen Saisonier zum natürlichen Verbündeten des alten Knechts macht und die rebellische Tochter des Hauses zum rechtlosen Ausländer bettet. Wunderbar doppelbödig schliesslich die Anspielungen auf die Macht des Kamerauges, wenn der alte Pipe zusätzlichen Aufruhr verursacht, nachdem er bei einer Tombola einen Fotoapparat gewonnen hat. Mit kindlicher Naivität hält er fest, was er sieht, manchen ist das schon zu viel.

Andreas Furler

Ohne hochtrabende Dialoge und mit sehr zurückhaltendem Einsatz von Musik bietet uns Yves Yersin (in seinem einzigen Spielfilm) ein reichhaltiges Kondensat an bittersüsser Poesie, das in seiner Aussage noch heute von Relevanz ist: Es ist nie zu spät, den eigenen Horizont zu erweitern und sich, wenn auch nur mental, kleine freudige Momente der Emanzipation und Freiheit zu erlauben. (Auszug)

Cristina Trezzini

Un beau film secret et poétique, qui demande un effort pour être goûté dans sa lenteur et sa délicatesse.

François Bonini

Galleryo

Tages-Anzeiger, 11/22/2018
Ein zärtlicher Erzähler

Am Donnerstag starb der Filmregisseur Yves Yersin in seiner Waadtländer Heimat. Er wurde 76 Jahre alt.

From Christoph Schneider

Es ist einer gegangen, zu früh, der uns oft vom Entschwinden erzählt hat in seinen Filmen. In Bildern und Tönen und Geschichten voll liebenswürdiger Melancholie und in der Hoffnung, es bleibe doch noch etwas von einer Zeit, als alte Kenntnisse und eine freundliche, widerspenstige Gemächlichkeit noch in Harmonie standen mit der Gegenwart. Man könnte die Filme von Yves Yersin, der jetzt gestorben ist, sehnsüchtig nennen. Und doch sind sie ungemein wirklichkeitshaltig, denn die konservative, bewahrende Unvernunft, die in ihnen steckte, weiss sehr gut, dass sie keine Chance hat gegen die Realität.

Mit «Die letzten Heimposamenter» (1974) begann Yersins unverwechselbare, zärtliche Erzählarbeit so richtig, das ist: mit einem Dokumentarfilm, der vom Sterben einer Lebensart handelte, von der Seidenbandweberei im oberen Baselbiet, von Erinnerungen an Schlafkammern, in denen es im Winter durch die Decke schneite, und an Kinderbetten in Kommodenschubladen, weil in den guten Stuben Platz sein musste für die Webstühle. Mit «Tableau noir» (2013) endete sie, diese Arbeit des dokumentierenden Erinnerns. Das war die Geschichte des Lehrers Hirschi aus Derrière-Pertuis im Jura, der einer letzten Klasse an seiner kleinen Gesamtschule noch einmal, die Rechtschreibung, das Rechnen und den menschlichen Anstand beibrachte, bevor die Behörden ihm seine Schule zusperrten. Weil die bildungspolitischen Budgets keine Ausnahmen vorsehen für individuelle Idylle. Der Lehrer Hirschi hatte aber zuvor einen guten Kampf gekämpft und hat im Weiler Derrière-Pertuis Spuren hinterlassen. Sodass seine Träume und die Versuche, sie zu verwirklichen, nicht vergeblich waren.

Darin glich der Hirschi ganz dem Knecht Pipe aus Yves Yersins grossartigem, einzigartigem Spielfilm «Les petites fugues» (1979). Der steht wie ein Denkmal aus realistischem, verträumtem Möglichkeitssinn zwischen den Posamentern und dem Pädagogen. Ewig lebensfrisch, sozusagen: wie er am Bahnhof auf sein blitzblankblaues Töffli der Marke Batavus Go Go wartete und damit dann gleich fadengrad in einen Strassengraben fuhr; wie aber so ein Mofa Freiheits- und Alkoholräusche beförderte und die Freude am Verspritzen von Senf. Der Pipe in seinem Altersübermut ist ja dann wieder ziemlich hart auf dem Miststock gelandet. Aber zuvor hat auch er träumend die Welt etwas wärmer gemacht.

Er überlebt nun seinen Schöpfer. Yves Yersin, sein Regisseur, geboren in Lausanne, ein Meister des Bewahrens, starb am Donnerstag in Baulmes in seiner Waadtländer Heimat. Er wurde 76 Jahre alt.

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aVoir-aLire.com, 11/19/2018
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Le Temps, 5/12/2006
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5 Filmfakten über «Les petites fugues»
/ filmo
de / 6/8/2021 / 07‘31‘‘

5 faits à propos de «Les petites fugues»
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Discussion avec Michel Robin (1979)
/ lespetitesfugues.ch
fr / 4/21/1979 / 5‘55‘‘

A propos de la création de l'affiche du film
/ RTS
fr / 10/1/1979 / 5‘34‘‘

Les succès du cinéma romand: les petites fugues
/ RTS
fr / 5/20/2019 / 02‘38‘‘

Discussion autour des "Petites Fugues" d'Yves Yersin
/ Cinémathèque suisse
fr / 5/16/2019 / 43‘39‘‘

Podcast sur le film
From / RTS
fr / 55‘18‘‘

Interview de Jean-Stéphane Bron sur Yves Yersin
From / RTS
de / 04‘30‘‘

Movie Datao

Other titles
Kleine Fluchten DE
Genre
Drama, Comedy
Running time
131 Min.
Original languages
French, German
Important Awards
Locarno 1979: Bronze Leopard
Ratings
cccccccccc
ØYour rating7.6/10
IMDB user:
7.3 (432)
cinefile-user:
8.2 (12)
Critics:
8.7 (3) q

Cast & Crewo

Michel Robin Pipe
Fabienne Barraud Josiane
Fred Personne John
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Bonuso

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gText
Nachruf auf Yves Yersin
Tages-Anzeiger / Christoph Schneider
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Review aVoir-aLire.com
François Bonini
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Rencontre avec Yves Yersin
Le Temps / Thierry Jobin
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hAudio
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